Einsatzbereit, immer bereit!
Noch nie gab es in der Geschichte des ASB eine so groß angelegte Katastrophenschutzübung mit Einheiten aus dem ganzen Bundesgebiet, wie am vergangenen Wochenende. Über 400 Einsatzkräfte des ASB nahmen an der Übung am Störmthaler See in der Nähe von Leipzig teil. Auch Kräfte des THW, Polizei und Feuerwehr waren beteiligt.
Das Katastrophenszenario spielte sich um das havarierte Fährschiff „Wachau“ ab. Eine Windböe trifft das Schiff, es wird manövrierunfähig, an Bord gibt es eine Explosion. Etwa 25 zum Teil schwer verletzte Personen müssen vom Schiff gerettet werden, welches zu sinken droht. Über 40 Personen können sich durch einen Sprung ins Wasser ans Ufer retten. Sie sind erschöpf, verletzt und werden teilweise noch vermisst.
Dies erfordert die volle Kompetenz des ASB. Sanitätseinheiten, Transportzüge, Rettungshunde, Einsatzleitung, Drohnen, Motorradstaffeln und der Wasserrettungsdienst! Aus Berlin war ein „Gerätewagen Sanität“ (GW San) zum Aufbau einer Patientenablage, ein großer Einsatzleitwagen (ELW) für die Gesamteinsatzleitung, der Betreuungsdienst zur Verpflegung der Helfer und die Hochwassergruppe, sowie ein weiteres Boot der Wasserrettungsstation Sattwinkel angereist.
Da es sich um eine geplante Übung handelte, erfolgte die Anreise aller Einheiten bereits am Freitag, während die Übung erst am Samstag begann und über 4 Stunden dauerte. Nach dem Aufbau der eigenen Unterkunft im Stangengerüstzelt mit Feldbetten fand die offizielle Begrüßung durch den Bundesgeschäftsführer Ulrich Bauch statt. Doch die erste Herausforderung ließ nicht lang auf sich warten. Während im Anschluss interessante Workshops zum Thema Hochwasserschutz durchgeführt werden sollten, fegte ein echtes Gewitter mit Sturmböen über das Veranstaltungsgelände. Eine erste Belastungsprobe für alle Einsatzkräfte. Man half sich ohne zu fragen gegenseitig im Sturm die Zelte sicher abzuspannen und einige Heringe nachzusetzten, auch wenn man die Kollegen aus dem Bundesgebiet noch nie zuvor gesehen hatte. Eine starke Leistung.
Der Abend bot Gelegenheit sich auszutauschen und kennenzulernen. Beispielsweise machten wir, die Hochwassergruppe, neue Bekanntschaft mit dem Führungsunterstützungsteam aus Ost-Holstein und verabredeten uns gleich nach dem morgigen Übungsende zu einer gemeinsamen, weiteren Übung. Die Kollegen unterstützen die Führung mit Aufklärungsdrohen, die über Wärmebildkameras Personen suchen oder ein übersichtliches Lagebild aus großer Höhe geben können. Diese Drohnen können aber auch kleine Gegenstände transportieren und abwerfen, so zum Beispiel eine Rettungsboje für ertrinkende Personen. Eine perfekte Gelegenheit, um dieses Zusammenspiel zu üben!
Beizeiten wurden dann aber die Segel gestrichen, denn es galt fit für den morgigen Tag zu sein. Der Samstag begann bereits um 6 Uhr, denn es musste früh gefrühstückt werden, um danach die Boote ins Wasser lassen zu können.
Die Übung begann dann zunächst mit einer unübersichtlichen Lage. Es gab verunfallte Personen im Wasser, als auch an Land, sowie auf dem Fährschiff. Während die Kameraden des Hochwasserzug Riesa mit dem Berliner Hochwasserboot Sanitäter vom Land zum Fährschiff übersetzten, begann das saatwinkler Boot zusammen mit dem zweiten riesaer Boot „Gohrisch Heide“ mit der Personenrettung aus dem Wasser. Die Patienten wurden zu zwei verschiedenen Verletztensammelstellen an Land gebracht. Dort richteten die Sanitätseinheiten Patientenablagen ein, um die Patienten der Dringlichkeit nach zu kategorisieren, zu behandeln und an die Transporteinheiten zu übergeben. Doch damit war die Übung noch nicht beendet. Auch das Helios Park-Klinikum Leipzig war an der Übung beteiligt, dort wurden die Schwerverletzten (Darsteller) hingebracht und weiter versorgt, um auch die organisatorischen Abläufe im Krankenhaus zu üben. Nach der Übergabe der Verletzten an Land, gab es mit den Rettungshundestaffeln und Dohnen zusammen den Auftrag, weitere vermisste Personen am Ufer ausfindig zu machen.
Die Übung sollte also nicht nur das Können und die Belastbarkeit der einzelnen Einsatzkräfte testen, sondern vor allem auch die Zusammenarbeit, Kommunikation und den Führungsablauf erproben. Nach dem erfolgreichen Abschluss der über drei Stunden andauernden Übung erfolgte die gemeinsame Auswertung im großen Verpflegungszelt mit anschließendem Mittagessen. Der Betreuungsdienst leistete vorzügliche Arbeit, es gab stets kulinarisch exquisites Essen und ein überaus üppiges Buffet am Abend!
Doch bis dahin war noch viel Zeit. Voller Stolz präsentierten sich die Einheiten in der Zwischenzeit gegenseitig ihr Können und ihre Technik. Nach der kleinen, aber hochinteressanten Übung der drohenunterstützten Wasserrettung, gab es Gelegenheit für Bootsfahrten über den Störmthaler See oder eine Geländefahrt mit einem Hochwasser-RTW, welcher auf Basis eines Unimog-Fahrgestells Wassertiefen bis zu 1,2m durchfahren kann. Kurz vor dem Abendessen wurden die Boote wieder aus dem Wasser geholt und abfahrbereit gemacht. Der Abend bot wohlgenährt noch Zeit für weiteren Erfahrungsaustausch, doch es machte sich langsam auch die Müdigkeit des anstrengenden und aufregenden Tages bemerkbar.
Nach einer weiteren Nacht im Zeltlager hieß es am Sonntagmorgen: Rückbau, Frühstück, Abfahrt! Stets bereit für den nächsten Einsatz.
Weitere Berichte der Presse finden sich zum Beispiel hier:
http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Katastrophen-Uebung-des-ASB-am-Stoermthaler-See-bei-Leipzig
https://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-233426.html
Fotos: © M.Scharf, © Ph.Seckel, © Florian Lukas
Text: © Florian Lukas